Das ganze Grünland ein Scheißhaus
Sie haben ihre Träume ins Land geschissen, ihre Wohnträume haben sie ins Land geschissen und da stehen sie jetzt, die Traumhausscheißhaufen, wie die vollgebrunzten und angeschissenen Papiertaschentücher im Wald hinter den Bäumen in den Naherholungsgebieten, nur 1000-fach größer, die Baufäkalien,hingeschissen ins Land, das Grünland war und jetzt »Bauland« heißt, weil die Bürgermeister die allergrößten Träumer sind, mit einer Pressluft in den Armen und einem Bauherz in der Brust widmen sie um, was geht, und das Bauland kann man dann kaufen, vorn an der Kassa bei der Gemeinde von Gänserndorf bis Hintertux.
Dass die Zeit jetzt günstig sei für so eine Investition, sagt der Bauberater und rechnet einem vor, Schwarz auf Weiß, dass man nur gewinnen könne, wenn man jetzt investiere in eine Bauunternehmung. Dass er das jetzt eigentlich nicht sagen dürfe, aber es trotzdem sage, sagt der Bauberater, dass man mit seinem Haustraum in Wahrheit der Bank und dem Kapitalmarkt eins auswische, rein rechnerisch, auf 20 oder 30 Jahre gesehen. Wenn man bei dem derzeitigen Zinssatz, und der derzeitige Zinssatz sei geradezu ein Witz, ein Jahrhundertwitz sei der, da müsse man ja förmlich investieren und das Investierte für sich arbeiten lassen, denn der Wertgewinn wiege ja den Zinswitz sowas von auf und im Nu sei man auf der Wertgewinnerseite, nicht wie die Leute, die in den Tag hinein lebten, mit ihrer Miete von Monat zu Monat, die würden es nie zu etwas bringen, rein rechnerisch, denn woher solle der Erfolg auch kommen, wenn man nichts investiere und nichts riskiere, nichts hineinstecke in sein Leben?
In 200 Jahren, das muss man sich nur ausrechnen, wird das ganze Land mit der Landschaft und der Landwirtschaft ein versiegeltes Scheißhaus sein, zugeschissen von den Eigenheimträumen der Häuselbauer und den Investmentträumen der Wirtschaftstreibenden und den Wachstumsträumen der Bürgermeister.
Zünftig geht’s zu unter den Bürgermeistern, die stechen sich aus um die Gunst der Großflächen und stellen Großflächenschachteln auf die grüne Wiese, eine neben die andere, Herr Konzern, ich hätte da noch fünf Fußballfelder zu verheizen, da frisst sich die Konzernfläche rein ins Land und auf der faden Wiese kann man bald Mode und Elektronik und Lebensmittel kaufen und freut sich über so viel moderne Großflächen am Ortsrand, aber am Abend, wenn die Arbeit getan ist, wird Stimmung gemacht gegen das Sterben der Kleinen und das Sterben der Zeit und gegen das Böse von außen in der zirbigen Stube.
Weil alles wachsen muss, muss auch der Landfraß wachsen, und die Konzerne fressen und die Kommunen fressen und die Verkehrsflächen fressen sich hinein in den Boden und in die Landschaft und die Flächen explodieren, da geht ein Juchuzer durch die Gemeinden, weil auch die Häuselbauer nicht schlafen und jeder sein Haustrum haben will, die Eltern ihr Trum und die Söhne und Töchter mit ihren Familien ihre Trümmer und die Kinder bald auch ihre Haustrümmer haben wollen, eine epidemische Häuslvermehrung ist das in ganz Österreich, eine einzige alpenrepublikanischeScheißhäuslepidemie.
Aber das Rechnerische sei natürlich nur die eine Seite, auch emotional müsse man das Investment sehen und hineinhorchen in sich, sagt der Bauberater und holt seine Mustermappen hervor. Ganz aus der inneren Mitte heraus lächelt er dabei, weil die Gänsehaut heute zum Verkaufen gehört, die Gänsehaut gehört hinein in die Verkaufsmappe, da liegt sie brav zwischen den Prospekten und ab und zu spannt der Berater sie auf im Gespräch, da rieselt das Traumhafte hinein in die Glieder und rennt den Rücken herauf und die Oberarme runter in die Unterarme und von dort in die Hände und hinein in die Finger und dann ist es so weit und man unterschreibt. Unterschreibt das Investment und fühlt sich groß, weil man jetzt eine Geschäftsperson ist und einen Platz hat im Wirtschaftstreiben.
Und keiner schlägt Alarm, wenn der Baudünnschiss von den Gemeinden in den Niederungen zusammenrinnt mit dem Baudünnschiss aus den Nachbargemeinden, bis das Land und die Landschaft zugeschissen sind rund um die Ballungszentren und in den Mittellagen mit den Eigenheimscheißhaufen und den Gewerbescheißhaufen und den Zubringerscheißhaufen.
Das große Geschäft steckt aber in den Höhenlagen, darum rücken die Raupenbagger aus und die Schaufelbagger und heben Waldruhelagen aus und Hangruhelagen, und ganz oben werden Chalets in die Stille geschissen, weil die Leistungsträger so eine Sehnsucht haben nach der heilen Bergwelt und der herrlichen Tierwelt und der ganzen Heimat dort oben, da kommen die Hochleistungsherzen zur Ruhe aber Ruhe gibt es auch über der Baumgrenze nicht, denn das Kapital drängt nach oben und nach den Reichen kommen die richtig Reichen, bis auch die exklusivsten Höhenlagen zugeschissen sind mit Premium-Plus-Chaletdörfern und ihren holztümelnden Rustikalscheißhaufen und kantigen Architektenscheißhaufen.
Wenn dann nur noch die Spitztürme und die Zwiebeltürme von Schruns und Zell und Hall und Hartberg und Horn und Rust herausschauen aus dem Meer an
Baufäkalien, wirder kommen, der große Mischer,und die Glockner Hochalpenstraße hinauffahren. Kehre um Kehre bis zur Pasterze, dort wird er das gigantische Loch hinten am Stahlbauch aufmachen und ihn auslaufen lassen über die Hochalpen, rein in die Täler und über die Voralpen bis in die Niederungen und in die Becken hinein, bis endlich Ruhe ist und das letzte Grünland versiegelt unter einer Schicht Scheißhauszement, rot-weiß-rotem Scheißhauszement.